Im Nebenraum sitzen knapp 15 junge Menschen und lernen Deutsch. Die pensionierte Lehrerin Elisabeth Hotzel unterrichtet sie ehrenamtlich. „Es kann sein, dass wir bald eine zweite Klasse aufmachen müssen“, sagt Yilmaz. Sie und Ataman hoffen auf weitere Lehrer und andere Menschen, die den Flüchtlingen etwas beibringen können und wollen. Und natürlich auf Spenden, um ihre Arbeit zu finanzieren, die bei der Tasse Kaffee anfängt, die sie ihren hilfesuchenden Gästen anbieten, und Kosten verursacht. Ehrenamtlich hilft auch Ibrahim Mahmoud, syrischer Journalist aus Sankt Augustin. Er hilft den ankommenden Flüchtlingen, die ersten Formalitäten zu erledigen. Und gibt ihnen ein besonderes Willkommensgefühl, wenn sie auf jemanden treffen, der aus ihrer Heimat stammt.
Neuber und die Kurdische Gemeinschaft sind absolute Verfechter der Linie, dass jeder Flüchtling, der nach Deutschland kommt, sofort Deutsch lernen kann. Auch auch wenn die meisten nach einiger Zeit wieder in ihre Heimat zurückkehren sollten, so könnten sie dort durchaus das nutzen, was sie über die Sprache an Kultur, auch an politischer Kultur in Deutschland gelernt haben. Und damit zu Botschaftern Deutschlands und seiner Werte werden.
Doch offiziell kommen nur Flüchtlinge in diesen Genuss, die auch auf offiziellem Weg ins Land gelangen. Syrer etwa, die auf eigene Faust kommen, haben damit den Status des Asylbewerbers. Und so lange ihr Verfahren läuft, haben sie nicht die Möglichkeit, sich um Deutschunterricht zu bemühen. Es gibt Einrichtungen wie die Kurdische Gemeinschaft, die nicht so lange wartet und die Asylbewerber dennoch unterrichtet.
Dies sei eine unbedingt notwendige Vorleistung zur Integration, finden Yilmaz, Ataman und auch Neuber. Sie fordern von der Politik, dass jeder Neuankömmling sofort Deutsch lernen darf – und auch muss. Denn ohne Sprache keine Integration. Und auch kein Botschaftereffekt für Deutschland, wenn die Menschen in ihre Herkunftsländer zurückkehren.
Neulich sei er im Irak gewesen, erzählt Ataman. Wichtige Repräsentanten des Staates dort sprechen Deutsch oder Englisch – weil sie es in ihrer Zeit als Flüchtlinge in den Ländern gelernt haben, so der Sprecher der Kurden.
Mit einer Flüchtlingswelle ist weder in Deutschland insgesamt noch im Rhein-Sieg-Kreis zu rechnen, wenn man die Zahl der Flüchtlinge zur Stammbevölkerung in Bezug setzt. Die Zahl von Syrern, die ihre Heimat verlassen, werde aber weiter steigen, da sind sich alle sicher. „Fleißige junge Leute“, sagt Elisabeth Hotzel über sie. Und stellt sich demonstrativ hinter ihre Schüler.
13.12.2013
Rhein-Sieg-Anzeiger
Autor: Johannes Schmitz